Fruktan und seine Bedeutung auf Pferdeweiden
Fruktan ist ein spezieller Kohlenhydrattyp, der vor allem in Gräsern vorkommt und für Pferde eine wichtige Rolle spielt – allerdings nicht unbedingt im positiven Sinne. Insbesondere bei der Weidehaltung kann ein hoher Fruktangehalt im Gras erhebliche gesundheitliche Risiken für Pferde mit sich bringen.
Fruktan ist ein Mehrfachzucker (Polysaccharid), der in Pflanzen als Energiereserve dient. Im Gegensatz zu Stärke wird Fruktan in der Pflanze meist in den Blättern und Stängeln gespeichert, nicht in Wurzeln oder Samen. Besonders Gräser speichern bei bestimmten Umweltbedingungen hohe Mengen Fruktan – etwa bei starker Sonneneinstrahlung, kalten Nächten oder Stress durch Düngemangel, Trockenheit oder Beweidung.
Pferde können Fruktan nicht im Dünndarm verdauen. Stattdessen gelangt es unverdaut in den Dickdarm, wo es von Mikroorganismen vergoren wird. Dabei entstehen Milchsäure und Gase, die das Darmmilieu aus dem Gleichgewicht bringen können. In schweren Fällen kann dies zu einer Stoffwechselentgleisung führen – etwa zu Hufrehe, einer sehr schmerzhaften und potenziell lebensbedrohlichen Entzündung der Huflederhaut.
Frühjahr und Herbst: Zu diesen Jahreszeiten ist der Fruktangehalt oft besonders hoch, da kühle Nächte und sonnige Tage optimale Bedingungen für die Fruktanbildung schaffen.
Morgens: Nach einer kalten Nacht hat sich Fruktan über Nacht im Gras angereichert – frühes Weiden birgt daher ein besonders hohes Risiko.
Bei Stress: Gras unter Stress speichert mehr Fruktan – zum Beispiel bei Trockenheit oder nach starker Beweidung.
Bei bestimmten Grassorten: Einige Zuchtgräser (vor allem Hochleistungsgräser aus der Landwirtschaft) enthalten genetisch bedingt mehr Fruktan als alte, extensive Arten.
Um das Risiko fruktanbedingter Gesundheitsprobleme zu minimieren, sollten Pferdebesitzer auf Folgendes achten:
Geeignete Weidezeiten wählen: Besonders im Frühjahr und Herbst ist Weidegang am Nachmittag sicherer als am Morgen.
Fruktanarmes Weidemanagement: Verwendung von Weidemischungen mit niedrig fruktanhaltigen Gräsern (z. B. Wiesenlieschgras statt Deutsches Weidelgras).
Langsames Anweiden im Frühjahr: Der Verdauungstrakt muss sich langsam an frisches Gras gewöhnen.
Bodenpflege und Düngung: Eine gut versorgte Wiese produziert weniger Stress-Fruktan.
Regelmäßige Kontrolle gefährdeter Pferde: Pferde mit EMS, Cushing oder Hufrehe-Vorgeschichte sind besonders gefährdet.
Fruktan ist ein natürlicher Bestandteil von Gras, stellt aber insbesondere in bestimmten Jahreszeiten und bei empfindlichen Pferden ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko dar. Ein angepasstes Weidemanagement und die Auswahl geeigneter Grassorten sind entscheidende Maßnahmen, um die Fruktanaufnahme zu kontrollieren und Pferde vor schwerwiegenden Folgeerkrankungen zu schützen.
Katrin Diggelmann Kluza
Bereiterin mit eidg. Fähigkeitszeugnis
Expertin Grundausbildung Reiten
Berufsbildnerin Oda Pferdeberufe
Reitstall St.Georg Chur GmbH
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